Was ist die Addison-Krankheit? | Die Techniker (2024)

Symptome

Beschwerden machen sich oft erst dann bemerkbar, wenn schon mindestens 90 Prozent der Nebennierenrinde defekt ist. Sie ergeben sich im Wesentlichen aus dem Mangel an Kortisol und Aldosteron:

  • Braunfärbung der Haut auch ohne Sonneneinwirkung
  • Salzhunger
  • Flüssigkeitsverlust
  • niedriger Blutdruck
  • Müdigkeit und Erschöpfung
  • Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Verdauungsbeschwerden

Die Bronzekrankheit

Eine gebräunte Haut strahlt Gesundheit aus, jedoch ist hier Vorsicht geboten: Liegt zu wenig Kortisol im Blut vor, produziert eine kleine Drüse im Gehirn, die Hypophyse, unter anderem das Hormon Adrenocorticotropin, kurz ACTH. Dieses Hormon signalisiert der Nebennierenrinde, dass sie Kortisol produzieren soll, um den Verlust auszugleichen. Bei der Addison-Krankheit ist zu viel ACTH vorhanden und wird im Blut abgebaut. ACTH-Bruchstücke wiederum enthalten ein Hormon, das die Haut anregt, den Farbstoff Melanin zu produzieren. Dadurch werden Haut und Schleimhäute brauner.

Die Addison-Krise: Schnelles Handeln ist wichtig

In starken Stresssituationen kann sich Morbus Addison zu einer akuten Addison-Krise entwickeln. Braucht der Körper schlagartig mehr Kortisol, als im Blut vorhanden ist, kann es zu einem Kreislaufschock kommen. Auslöser können fieberhafte Infekte, Magen-Darm-Infektionen, Operationen oder schwere psychische Belastungen sein.

Mögliche Anzeichen der Addison-Krise sind:

  • Übelkeit, Erbrechen, Durchfälle, Bauchschmerzen
  • Fieber, Verwirrtheit
  • Muskelschmerzen, Krämpfe, Zittern

Rufen Sie bei solchen Anzeichen umgehend einen Notarzt unter dem Notruf 112, denn eine Addison-Krise kann lebensbedrohlich werden.

Ursache: Hormonmangel im Körper

Ist die Nebenniere selbst oder sind die übergeordneten Schaltstellen im Gehirn erkrankt, kann dies einen Morbus Addison auslösen. Produziert die Nebenniere selbst zu wenig Hormone, liegt eine sogenannte primäre Nebennierenrindeninsuffizienz vor. Ursachen können sein:

  • Autoimmunerkrankung: Fehlgesteuerte Immunzellen zerstören das Gewebe der Nebennierenrinde.
  • Waterhouse-Friderichsen-Syndrom: Bei einer erhöhten Blutungsneigung kann das Gewebe der Nebennierenrinde plötzlich absterben.
  • Infektionen: Bestimmte Krankheiten wie beispielsweise Tuberkulose, AIDS oder Histoplasmose können zu Morbus Addison führen.
  • Tumore: Eine Geschwulst an der Nebennierenrinde kann dafür sorgen, dass unzureichend Hormone produziert werden.

Fehlt das Signal aus der Steuerungsdrüse im Gehirn, dass Kortisol ausgeschüttet werden soll, wird dies als sekundäre Nebennierenrindeninsuffizienz bezeichnet. In den meisten Fällen wird sie durch einen gutartigen Tumor verursacht, ein sogenanntes Adenom, das sich an dieser Steuerungsdrüse bildet. Eine tertiäre Nebennierenrindeninsuffizienz kann auf einer Langzeittherapie mit sogenannten Kortikosterioden wie Kortison beruhen. Dabei werden zu wenig Steuerungshormone wie ACTH ausgeschüttet und die Nebennierenrinde produziert weniger Hormone. Wird die Kortisoneinnahme zu schnell reduziert, kann die Nebennierenrinde nicht ausreichend Hormone freigeben. So kann es anfangs zu einem Mangel kommen.

Wichtig: Setzen Sie Kortisonpräparate niemals eigenmächtig ab. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, falls Sie unter Nebenwirkungen leiden oder Bedenken bezüglich der Therapie haben. Er kann notwendige Kontrolluntersuchungen vornehmen und gegebenenfalls Ihre Dosis anpassen.

Die Nebennierenrinde

Das äußere Gewebe der Nebennieren, die Nebennierenrinde, bildet die sogenannten Steroidhormone. Dazu gehören die Mineralokortikoide und Glukokortikoide. Mineralokortikoide wie Aldosteron steuern den Natrium- und Kaliumhaushalt sowie den Blutdruck. Die Glukokortikoide wie Kortisol sind wichtige Stresshormone und beeinflussen auch den Zucker-, Eiweiß- und Fettstoffwechsel sowie den Wasser- und Salzhaushalt.

Diagnose: Kortisolspiegel im Blut

Anhand Ihrer Beschwerden und Ihres äußeren Erscheinungsbildes kann Ihr Endokrinologe eine erste Einschätzung vornehmen. Vermutet er die Addison-Krankheit, kann er eine Blutuntersuchung veranlassen und Labortests durchführen lassen. Im Vordergrund stehen dabei der Kortisol- und der ACTH-Spiegel. Bei einem akuten Morbus Addison sind die Kortisolwerte deutlich erniedrigt. Im Gegensatz dazu kann bei einem chronischen Verlauf der Krankheit vor allem morgens der Kortisolwert normal sein. In diesem Fall kann Ihr Arzt eine 24-Stunden-Sammelurin-Untersuchung veranlassen. Auch ein sogenannter ACTH-Stimulationstest kann mehr Klarheit bringen: Hier erhalten Sie intravenös das ACTH-Hormon, dreißig bis sechzig Minuten später wird dann der Kortisolspiegel in Ihrem Blut bestimmt. Bleibt dieser erniedrigt, liegt wahrscheinlich die primäre Nebennierenrindeninsuffizienz der Addison-Krankheit vor.

Vermutet Ihr Arzt, dass die Nebennierenrinden verändert sind oder ein Tumor die Krankheit verursacht, können bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Kernspintomografie (MRT) oder Computertomografie (CT) diese Veränderungen sichtbar machen. Weiter kann ein spezieller Antikörpertest eine mögliche Autoimmunerkrankung aufdecken.

Behandlung: lebenslanger Hormonersatz

Eine Nebennierenrindeninsuffizienz ist nicht heilbar, aber gut behandelbar. Ihr Endokrinologe kann Ihnen die fehlenden Hormone in Form von Medikamenten verordnen. Dabei nehmen Sie diese lebenslang ein. Welches Hormon in welcher Menge Sie verabreicht bekommen, entscheidet Ihr Arzt abhängig von Ihrem Krankheitsbild. Ist die Nebennierenrinde komplett erkrankt, ist ein Ersatz von Glukokortikoiden (Kortisol), Mineralkortikoiden (Aldosteron) und gegebenenfalls Androgenen (DHEA) notwendig. Meist beginnt die Behandlung mit dem Wirkstoff Hydrokortison oder Prednisolon in Tablettenform. Ist die Krankheit fortgeschritten, kann anfangs Hydrokortison in die Vene oder in den Muskel gespritzt werden. Um einer Über- oder Unterversorgung vorzubeugen, nehmen Sie regelmäßige Kontrolluntersuchungen bei Ihrem Endokrinologen wahr. So kann er die Dosis bei Bedarf anpassen.

Tipp:

Führen Sie immer einen Ausweis mit, auf dem die Erkrankung, das Medikament sowie die Dosierung vermerkt sind. Besorgen Sie sich ein Notfallset für Stresssituationen wie Durchfall, um einer Addison-Krise vorzubeugen. Ihr Endokrinologe kann Ihnen die einzelnen Bestandteile verschreiben - beispielsweise ein Hydrokortison-Notfallset, in dem meist eine Hydrokortison-Spritze enthalten ist.

Was ist die Addison-Krankheit? | Die Techniker (2024)

FAQs

Was ist die Addison-Krankheit? | Die Techniker? ›

Bei der Addison-Krankheit ist zu viel ACTH vorhanden und wird im Blut abgebaut. ACTH-Bruchstücke wiederum enthalten ein Hormon, das die Haut anregt, den Farbstoff Melanin zu produzieren. Dadurch werden Haut und Schleimhäute brauner.

Was sind die Symptome von Morbus Addison? ›

Erste Symptome von Morbus Addison treten erst auf, wenn bereits etwa 90 Prozent der Nebennieren zerstört sind: Müdigkeit und Erschöpfung. Schwäche und Schwindelgefühle. Braunfärbung der Haut ("Bronzekrankheit"), vor allem im Bereich der Mundschleimhaut und an Stellen, die kaum der Sonne ausgesetzt sind.

Wie lange lebt man mit Morbus Addison? ›

Der Morbus Addison, mit Ausnahme der tertiären Nebennierenrindeninsuffizienz, ist unheilbar. Die Betroffenen benötigen die Hormontherapie also ein Leben lang, da die Erkrankung unbehandelt tödlich verläuft.

Kann man Morbus Addison heilen? ›

Die Krankheit ist nicht heilbar, so dass die Betroffenen zeitlebens Medikamente einnehmen müssen.

Was ist die Addison Krankheit? ›

Der Morbus Addison ist eine chronische Erkrankung, die die Nebennierenrinden betrifft und zu einem Mangel an wichtigen Hormonen führt.

Was darf man nicht essen bei Nebennierenschwäche? ›

Vermeiden Sie auf jeden Fall aromatisierte Joghurts, da sie voll von zugesetztem Zucker sind. Tyrosin ist reichlich in Milch enthalten und soll die geistige Wachsamkeit, die kognitiven Fähigkeiten, die Motivation und die Fähigkeit des Gehirns, schneller und effizienter zu denken, steigern.

Wie merkt man zu wenig Cortisol? ›

Bei einem chronischen Cortisolmangel (dem sogenannten Hypokortisolismus) kann genau das Gegenteil der oben aufgezählten Symptome eintreten. Möglich sind ein niedriger Blutdruck, Abgeschlagenheit, Stimmungsschwankungen, Gewichtsverlust, Übelkeit, Schwäche, Depression oder Heißhunger.

Kann sich die Nebenniere wieder erholen? ›

Es kann aber einige Monate dauern, bis sich die Nebennieren vollständig erholen und ihre normale Funktion wieder aufnehmen. In dieser Zeit ist oft eine medikamentöse Behandlung mit Cortisol in Tablettenform notwendig, weil sich sonst ein Cortisol-Mangel einstellt.

Wie testet man auf Morbus Addison? ›

Für die genaue Diagnose wird der so genannte ACTH-Kurztest verwendet. Dabei misst der Internist, ob sich die Kortisol-Konzentration erhöht, wenn ACTH künstlich ins Blut gespritzt wird. Wird daraufhin Kortisol gebildet, deutet dies auf eine funktionsfähige Nebenniere hin.

Warum Gewichtsverlust bei Morbus Addison? ›

Bei einer sich langsam entwickelnden NNR-Insuffizienz kommt es zu Appetitmangel, teilweise auch Bauchschmerzen und Übelkeit, eventuell mit Erbrechen. Dies führt zum Gewichtsverlust. Die körperliche Leistungsfähigkeit sinkt; oft treten Muskelschwäche und -schmerzen auf.

Wie wirkt sich Cortison auf die Psyche aus? ›

Die Patienten können sowohl Symptome einer Depression entwickeln als auch Zeichen einer manischen Störung, also eine übertrieben positive, hyperaktive oder überreizte Stimmungslage. Zu diesen Symptomen kommt es in der Regel aber nur, wenn man relativ hohe Kortison-Dosen über einen längeren Zeitraum einnimmt.

Welche Vitamine bei Morbus Addison? ›

In Studien standen Polymorphismen des VDR in Zusammenhang mit Morbus Addison, und in einer grossen Kohorte von Patienten mit Vitamin-D-Mangel wurden signifikant erhöhte Raten an Morbus Addison (Rate-Ratio: 7,0) und anderen Autoimmunerkrankungen beobachtet.

Welches Medikament bei Morbus Addison? ›

Hydrocortison ist ein anderer Ausdruck für das Hormon Kortisol. Es muss zur Behandlung eines Morbus Addison eingenommen werden, bei dem die Nebennieren nicht ausreichende Mengen des Hormons Kortisol produzieren.

Warum bekommt man Morbus Addison? ›

Eine Infektion ist eine häufige Ursache, insbesondere wenn eine Septikämie vorliegt. Weitere Ursachen sind interkurrente Krankheiten, Operationen oder ein Natriumverlust nach exzessivem Schwitzen. Auch mit Behandlung kann Morbus Addison einen leichten Anstieg der Mortalität verursachen.

In welchem Alter tritt Morbus Addison auf? ›

Morbus Addison ist eine seltene Erkrankung, die auf 100.000 Einwohner nur bei 4-8 Personen vorkommt. Meist tritt sie zwischen dem 20. und 50. Lebensjahr auf.

Wie kündigt sich eine Addison-Krise an? ›

Mögliche Anzeichen der Addison-Krise sind: Übelkeit, Erbrechen, Durchfälle, Bauchschmerzen. Fieber, Verwirrtheit. Muskelschmerzen, Krämpfe, Zittern.

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Author: Ms. Lucile Johns

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